, Janic Stähelin

Dramatischer Sieg in verrücktem Spitzenspiel

Das Fanionteam des FC Oetwil-Geroldswil gewinnt den Spitzenkampf auswärts beim FC Wädenswil mit 3:2. Der Held des Abends war für einmal ein (noch) Unbekannter.

Es lief bereits die Nachspielzeit, die 93. Minute brach gerade an und der FC Wädenswil drückte noch einmal gewaltig aufs Tempo. Da kam der eingewechselte Gianluca Mergola am linken Flügel an den Ball und fasste sich ein Herz: Mit dem Ball am Fuss liess er zwei, drei, ja gar vier Wädenswiler aussteigen und lancierte mit einem Ball in die Tiefe Durim Bunjaku. Durim Bunjaku? Der Stürmer, der normalerweise bei den Senioren des FCOG kickt, wurde von Trainer Adnan Mustafi genau für diesen Moment ins Kader berufen und er sollte ihm das Vertrauen zurückzahlen: Er zog los und versenkte den Ball mit voller Wucht im rechten oberen Eck! Alle Dämme brachen und es gab kein Halten mehr, das heimische Publikum verstummte und nur die FCOG-Spieler schrien sich die Seele aus dem Leib, als man gemeinsam mit Torschütze Bunjaku an der gegnerischen Grundlinie ausgelassen feierte. Nur wenige Minuten später war es vollbracht, die Mannen aus dem Werd konnten auch das zweite Direktduell gegen den FC Wädenswil für sich entscheiden und so die Tabellenführung behaupten.

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Die Partie war von Anfang an von Emotionen geprägt und verdiente sich die Überschrift Spitzenspiel redlich. Die Gäste starteten gut in die Partie, hatten viel Ballbesitz und kamen in der fünften Minute bereits zu einer ersten, riesigen Chance: Der pfeilschnelle Christian Geiger liess seinen Gegenspieler auf der rechten Seite stehen und tauchte auf einmal alleine vor FCW-Torhüter Mühlemann auf. Aus fünf Metern kam Geiger zum Abschluss, doch Mühlemann konnte den Schuss gerade noch stark genug entschleunigen, damit sein Mitspieler den Ball auf der Linie klären konnte. Nur sechs Minuten später konnte sich Emra Mustafi in Szene setzen: Nach einem üblen Fehler im Wädenswiler Aufbauspiel liess er Innenverteidiger und Captain Huber stehen, der sich nur noch mit einem Foul zu helfen wusste. Penalty für die Limmattaler! Obwohl sich Huber fürchterlich aufregen konnte, sah er zurecht die Gelbe Karte und musste zusehen, wie sich Mustafi den Ball zurechtlegte. Nur einen Augenblick später zappelte dieser im Netz: Mustafi liess sich nicht zweimal bitten, schickte den gegnerischen Torwart in die falsche Ecke und brachte die Gäste eiskalt mit 1:0 in Führung.

 

Die Gastgeber wirkten durch den frühen Rückstand geschockt, waren sie zuhause bis anhin doch noch nie bezwungen worden. So konnte der Leader sein Spiel weiter aufziehen. Auch die Chancen auf ein Ausbauen der Führung waren vorhanden, doch Matteo Montefusco scheiterte zweimal aus sehr spitzem Winkel ganz knapp am linken Aussenpfosten. Aufgrund der Chancen und Spielanteile hätten die Gäste zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens mit zwei Längen Vorsprung führen müssen. Dann kamen auch die Wädenswiler besser ins Spiel und zu ihrer ersten Grosschance: Der Torschützenkönig der letzten Saison, Lukas Läubli, ging vergessen und konnte nach gewonnenem Laufduell im letzten Moment noch von Torhüter Fux gestoppt werden, der so den Ausgleich verhindern konnte. In der Folge neutralisierten sich die beiden Mannschaften gegenseitig und es ging mit dem 0:1 in die Halbzeitpause.

Nach dem Pausentee bekamen die Gäste aus dem Limmattal nach acht Minuten einen Freistoss aus halbrechter Position zugesprochen. Die Flanke fand am zweiten Pfosten Matteo Montefusco, der zeigen konnte, welche technischen Fähigkeiten er auf dem Kasten hat: Während Viele den Ball zuerst kontrolliert hätten, leitete er ihn direkt aus der Luft weiter in die Mitte, wo Christian Geiger genau richtig stand und den Ball etwas unkonventionell via Unterleib über die Linie drücken konnte. Das 2:0 für den FCOG, welches durch Geiger exzessiv gefeiert wurde, der beim Torjubel fast noch die Eckfahne zertrümmerte.

Doch wie jeder Fussballer (spätestens seit den Spielen von Borussia Dortmund in dieser Saison) weiss, ist das 2:0 ein sehr heikles und gefährliches Ergebnis, da der Gegner mit einem Tor das ganze Momentum wieder auf seine Seite bringen kann. Entsprechend konzentrierte sich der Tabellenführer nach dem Ausbauen des Vorsprungs erst einmal aufs Verteidigen. Das Spiel, in dem es bis zu diesem Zeitpunkt bereits vier Gelbe Karten gegeben hatte, wurde noch einmal hitziger. FCOG-Stürmer Coimbra und FCW-Verteidiger Bakolli gerieten aneinander, beide sahen den gelben Karton. In der nachfolgenden Aktion wurde ein hartes Einsteigen von Coimbra an der Sechzehner-Kante geahndet, sodass das Heimteam zu einer guten Freistoss-Gelegenheit kam. Tatsächlich kam Läubli in der Mitte spektakulär an den Ball und konnte ihn per Seitfallzieher aufs Tor bringen, wo Torhüter Fux das Spielgerät nach vorne abprallen lassen musste und FCW-Stürmer Sacconi diesen Abpraller im Nachschuss verwerten konnte. Plötzlich stand es nur noch 1:2 und nun hatte der FC Wädenswil definitiv Lunte gerochen.

Die Hausherren drückten und drückten, immer mehr Fouls wurden begangen und Gelbe Karten verteilt, schlussendlich standen acht für die Gäste und sechs für das Heimteam zu Buche. Trotzdem konnte der Ausgleich bis zum Schluss der regulären Spielzeit verhindert werden. Doch in der 89. Minute sollte sich dies ändern: Nach einem, gelinde gesagt, vermeidbarem Foul im Strafraum bekam der FC Wädenswil einen Elfmeter zugesprochen. Läubli, der nach einem kurzzeitigen Abenteuer beim FC Red Star ZH erst auf die Rückrunde den Weg zurück nach Wädenswil gefunden hatte, lief an und verwandelte den Strafstoss mit einem strammen Schuss durch die Mitte.

Just als es so aussah, als würde man die drei Punkte doch noch aus der Hand geben, kam der eigentliche Senioren-Stürmer Bunjaku und liess die Sportanlage Beichlen schockiert zurück. Für sein ausgezogenes Trikot bekam er noch die Gelbe Karte gezeigt, doch das interessierte alle herzlich wenig. Ein Märchen, wie es nur der Fussball schreiben kann. Hollywood wäre stolz.